Ich schreibe Dir nicht, weil ich eine Antwort erwarte. Antworten interessieren mich nur, wenn sie etwas verändern. Du tust das nicht. Ich schreibe Dir, weil Du Dich hartnäckig genug hältst, um eine Fußnote in meiner Identität zu verdienen. Nicht laut. Eher wie ein feiner Riss im Fundament, unsichtbar für alle anderen, aber spürbar, sobald man still genug wird. Du bist kein Problem. Dafür bist Du zu präzise. Du bist ein Hinweis. Ein leises Gewicht, das mich daran erinnert, wo ich war, wo ich stehengeblieben bin und wohin ich ganz sicher nicht zurückgehe. Identität entsteht selten in den lauten Momenten. Sie baut sich aus genau solchen Fragmenten wie Dir. Dingen, die sich festsetzen, ohne zu fragen, und die man irgendwann mitträgt, weil sie ehrlicher über einen sprechen als jede Entscheidung.
Nenn Dich, wie Du willst. Trigger, Erinnerung, Konsequenz. Für mich bist Du ein Marker. Ein stilles „Hier war etwas wichtig“. Und manchmal auch ein „Hier war etwas zu viel“. Identität ist keine saubere Angelegenheit, sie wächst an den Rändern, nicht im Zentrum. Ob Du bleibst? Keine Ahnung. Vielleicht löschst Du Dich irgendwann selbst, weil Du keinen Platz mehr hast. Vielleicht bleibst Du auch, so unscheinbar wie immer, und erinnerst mich daran, welche Version von mir längst ausgedient hat. So oder so, danke für nichts. Und doch für alles. Manche Gewichte verschwinden nicht. Aber sie verändern, wie man steht. Und manchmal reicht genau das.
Where one relaxes on the axis of the wheel of life
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Zwei Anmerkungen zu meiner aktuellen Lektüre: Ich habe zum einen Simenons
„Pedigree“ beendet (Wikipedialink). Nachdem ich dafür allerdings
beklagenswert ...
vor 21 Stunden
